Wohnverwandtschaften von Isabel Bogdan

Ein Roman, der die Leserschaft mit der Frage zurücklässt: "Wie wollen wir selbst im Alter leben? 

Ein tragikomischer Roman um vier bejahrte Menschen. Die Leser*innen werden geradewegs zu stillen Mitbewohnern einer Zweck-WG. Sie sind alle nicht mehr ganz jung, alle nicht ganz freiwillig Single, und sie bilden alle zusammen in Hamburg-Altona eine Wahlfamilie. 

  • Jörg, 68, Witwer im Ruhestand. Eigentümer der Wohnung.
  • Anke, 50plus, beschäftigungslose Schauspielerin.
  • Murat, um die 50, leidenschaftlicher Koch und Kleingärtner.

Ein Zimmer in der WG ist frei, bleibt es aber nicht lange, denn eine neue Mitbewohnerin zieht ein:

  • Constanze, jenseits der 50, Zahnärztin, frisch getrennt. 

Klappentext

Ein Roman über eine Wohngemeinschaft, in der vier Menschen unterschiedlichen Alters aus unterschiedlichen Motiven zusammenleben und feststellen: Freunde sind manchmal die bessere Familie.Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in die Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat. Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, entpuppt sich als zunehmend stabil. Da ist Jörg, dem die Wohnung gehört und der eine große Reise plant; Anke, die als mittelalte Schauspielerin kaum noch gebucht wird und plötzlich nicht mehr die einzige Frau in der WG ist; und Murat, der sich einfach keine Sorgen machen will und dessen Lebenslust auf die anderen mitreißend und manchmal auch enervierend wirkt. Constanze sorgt als Neuankömmling dafür, dass sich die bisherige Tektonik gehörig verschiebt. Alle vier haben ihre eigenen Träume und Sehnsüchte und müssen sich irgendwann der Frage stellen, ob sie eine reine Zweck-WG sind oder doch die Wahlfamilie. In diesem Roman kommen reihum vier grundverschiedene Menschen zu Wort, die jeweils auf ihre Weise ihre Lebensentwürfe neu justieren müssen.


 Isabel Bogdan, geboren 1968 in Köln, studierte Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokio. Sie verfasste zahlreiche Übersetzungen, u.a. von Jane Gardam, Nick Hornby und Jonathan Safran Foer. 2011 erschien ihr erstes eigenes Buch, »Sachen machen«, bei Rowohlt, außerdem schrieb sie Kurzgeschichten in Anthologien. 2006 erhielt sie den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung und 2011 den für Literatur. 2016 erschien ihr Bestsellerroman »Der Pfau« und 2019 »Laufen«.

Lektüre Notiz

Über den Alltag einer Senioren - WG. Alltagslustig, alltagstraurig, alltagsvergnüglich, alltagswehmutsvoll

"Wohnverwandtschaften" von Isabel Bogdan erzählt die Geschichte einer unkonventionellen Wohngemeinschaft in Hamburg-Altona, bestehend aus vier Personen unterschiedlichen Alters und konträrer Backgrounds.

Nach dem Tod seiner Frau vermietet Jörg, Ende sechzig, Zimmer seiner Wohnung an Anke, eine ehemalige Schauspielerin, und Murat, einen IT-Spezialisten und leidenschaftlichen Hobbykoch. Als Constanze, eine Zahnärztin, nach einer Trennung eine Unterkunft sucht, zieht sie als vierte Mitbewohnerin ein. Was als Zweckgemeinschaft beginnt, entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einer engen Wahlfamilie, die sich gegenseitig durch Höhen und Tiefen des Lebens begleitet. 

Die Erzählstruktur des Romans wechselt zwischen den Perspektiven der vier Hauptfiguren, wobei jedes Kapitel mit dem Namen des jeweiligen Erzählers sowie Datum und Wochentag überschrieben ist. Diese Struktur ermöglicht es den Leser*innen, tief in die Gedanken und Gefühle der Charaktere einzutauchen und ihre individuellen Entwicklungen nachzuvollziehen.

Zwischen den Kapiteln finden sich dialogische Abschnitte im Stil eines Drehbuchs, die dem Roman eine besondere Dynamik verleihen. 

Ein warmherzigen und inniglicher Wohlfühlroman mit herzgewinnenden Protagonisten, der zum Schmunzeln und Mitempfinden einlädt, aber auch die bedenklichen und kritischen Seiten des Lebens einfühlsam thematisiert. Ein durchweg lesenswertes Buch, das die Leserschaft mit der Frage zurücklässt: "Wie wollen wir selbst im Alter leben? 


Isabel Bogdan zeichnet in "Wohnverwandtschaften" ein einfühlsames Bild von Gemeinschaft, Zuneigung, Zusammengehörigkeit und den Herausforderungen des Zusammenlebens, das berührt und zum Nachdenken anregt. Zuweilen erscheint jedoch die Harmonie etwas zu illusionistisch. Bisweilen etwas zu gefühlig und seelenvoll.

Drei von fünf Sternen. Isabel Bogdan kann es besser. Fünf Sterne für den Roman "Der Pfau" (2016)

horst g. flämig | moderation LiWe

 „In der Studenten-WG heißt es: Wer sitzt denn da jetzt mit am Tisch? In der Senioren-WG dagegen heißt es: Wer fehlt denn heute?“ 

Harald Schmidt