Lesereihe Drei

Afrikanische Literatur | Der Kolonialismus ist nicht vorbei

ACHTUNG: Termin vom 10. Juni auf den 17. Juni verschoben.
Projekt  Drei | 17.. Juni 2025 | 19:00 bis 20:30 Uhr
Bürgerhaus Wersten | Das kulturelle Vieleck
Werstener Dorfstraße 90 | 40591 Düsseldorf 

Die Farben des Nachtfalters von Petina Gappah (Simbabwe)

Original: The Book of Memory

Eine junge Frau schreibt um ihr Leben - vor dem Hintergrund der schillernden Geschichte Simbabwes erzählt Petina Gappah in ihrem hoch gelobten Debütroman vom Schicksal einer Außenseiterin und davon, wie sehr die Erinnerung den Menschen trügen kann. Sie heißt Memory, sitzt in der Todeszelle in Simbabwes berüchtigtem Gefängnis Chikurubi und schreibt für eine amerikanische Reporterin die Geschichte ihres Lebens auf. Memory ist eine weiße Schwarze, eine Albino-Frau, die bis zu ihrem neunten Lebensjahr in Armut aufwuchs. Dann, so glaubt sie, wurde sie von ihren Eltern an den wohlhabenden Weißen Lloyd Hendricks verkauft. Er kümmerte sich liebevoll um sie und ermöglichte ihr eine erstklassige Ausbildung. Jetzt ist Lloyd tot und Memory des Mordes angeklagt. Sie fühlt sich schuldig, aber worin besteht ihre Schuld? Wer war Lloyd Hendricks wirklich und kann Memory ihren Erinnerungen trauen?

Der Roman wurde LiWe zur Rezension vom Arche Verlag, Hamburg, zur Verfügung gestellt. 


Chikurubi Maximum Security Prison.  
The prison is a maximum security prison in Zimbabwe. Located on the outskirts of the country's capital, Harare, the prison is notorious for alleged mistreatment and human rights abuses. The prison is known for its overcrowding and poor sanitary conditions. Cells typically measure 9 metres (30 ft) by 4 metres (13 ft), and there are as many as 25 prisoners housed in each cell. Adress: Arcturus Road, Harare, Simbabwe


Stelle aus dem Roman

„Heute habe ich über den Birkenspanner nachgedacht. Genau wie dieser Nachtfalter musste ich meine Gestalt, meine Farbe ändern, um mich meiner Umgebung anzugleichen. Ich bin genau wie er blindlings hin und her geflattert, habe immer wieder die Farbe gewechselt im Besterben, mich anzupassen, zu überleben. Vielleicht ist das ja schon genug – dass ich mich fürs Überleben entschieden habe. Dafür, wieder von vorne anzufangen, ob hier drin oder dort draußen, aber stets im Bewusstsein der Wahrheit. Vielleicht reicht das ja schon.“
 

lektüre notiz von horst g. flämig 

DIE FARBEN DES NACHTFALTERS

Petina Gappah

Eingesperrt in einem Frauengefängnis. Eingeschlossen in der Hölle 


"Die Farben des Nachtfalters" von Petina Gappah erzählt die Geschichte von Memory, einer Albino-Frau, die in Simbabwes berüchtigtem Gefängnis Chikurubi in der Todeszelle sitzt. Für eine amerikanische Reporterin, die sich für ihren Fall interessiert, schreibt Memory ihre Lebensgeschichte auf, um die Wahrheit hinter ihrer Verurteilung zu ergründen. 

Memorys Kindheit war geprägt von Armut und Ausgrenzung aufgrund ihrer Albinismus. Im Alter von neun Jahren wurde sie von ihren Eltern an Lloyd, einen weißen Mann, verkauft. Trotz dieser traumatischen Erfahrung sorgte Lloyd für ihre Ausbildung und führte sie in eine Welt jenseits ihrer bisherigen Vorstellungskraft ein. Doch als Lloyd tot in seinem Swimmingpool aufgefunden wird, fällt der Verdacht des Mordes auf Memory, was zu ihrer Verurteilung führt. ​ 


Der Roman wechselt zwischen Erinnerungen an Memorys Kindheit und Jugend sowie ihrem gegenwärtigen Gefängnisalltag. Diese Struktur ermöglicht es, die Hintergründe ihrer Verurteilung nach und nach aufzudecken und beleuchtet gleichzeitig die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Simbabwe. 

Respektabel ist die fesselnde Erzählweise und die Fähigkeit der Autorin, komplexe Themen wie Diskriminierung, soziale Ungleichheit und familiäre Geheimnisse sensibel zu behandeln. Die Darstellung des Gefängnislebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Haftanstalt wird dezidiert  beschrieben. 

Die heitere, farbige und lebensfrohe Note des Romans macht es einem leicht, sich damit auseinanderzusetzen. 

"Die Farben des Nachtfalters" ist ein berührender Roman, der nicht nur die persönliche Geschichte einer Frau erzählt, sondern auch ein facettenreiches Bild der simbabwischen Gesellschaft zeichnet.

 Bewertung:: ★★★★★ (5/5 Sterne) 

Petina Gappah

Foto © Patrick Bertschmann

Petina Gappah wurde 1971 im damaligen Rhodesien (heute Simbabwe) geboren und gilt heute als eine der international erfolgreichsten und wichtigsten Autorinnen ihres Landes. Sie wuchs mit ihrer Muttersprache Shona auf und besuchte schon vor der Gründung Simbabwes eine englischsprachige Schule im von der Rassentrennung geprägten Rhodesien. Sie studierte Rechtswissenschaften an der University of Zimbabwe sowie der University of Cambridge und wurde an der Universität Graz promoviert. Gappah arbeitete als Anwältin für internationales Handelsrecht und als Journalistin in Genf. Zwischen 2010 und 2013 wohnte sie mit ihrem Sohn in Harare. Von 2018 bis 2019 war sie internationale Handelsberaterin für die Regierung Simbabwes. 

Trotz ihrer Karriere als Juristin wollte Gappah immer Schriftstellerin werden. 2009 veröffentlichte sie mit „An Elegy for Easterly“ einen Band Kurzgeschichten, der für den Frank O’Connor International Short Story Award und den Orwell Prize nominiert wurde und den Guardian First Book Award erhielt. 

Im Jahr 2015 erschien Gappahs erster Roman „The Book of Memory“. Er erzählt in Form eines Briefromans die Geschichte der Albino-Frau Memory, die in der Todeszelle des Chikurubi-Gefängnisses in Harare auf ihre Hinrichtung wartet. Dort schreibt sie für eine amerikanische Journalistin ihre Geschichte auf. 

In ihrem 2019 veröffentlichten Roman „Aus der Dunkelheit strahlendes Licht“ beschreibt Gappah den Transport des Leichnams von David Livingstone aus Zentralafrika zur 1.500 km entfernten Meeresküste. Die neun Monate dauernde Reise, die zehn der 69 Expeditionsteilnehmer das Leben kostete, wird aus der Perspektive der Köchin Halima und des aus Afrika stammenden Jacob Wainwright erzählt. Gappah arbeitete mehr als 20 Jahre an dem Roman und vollendete ihn 2017 als Gast des DAAD-Künstlerprogramms in Berlin.

Inhalte von Youtube werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf “Zustimmen & anzeigen”, um zuzustimmen, dass die erforderlichen Daten an Youtube weitergeleitet werden, und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in unserer Datenschutz. Du kannst deine Zustimmung jederzeit widerrufen. Gehe dazu einfach in deine eigenen Cookie-Einstellungen.

Zustimmen & anzeigen

"Die Geschichte, die ich Ihnen erzählen soll, beginnt nicht mit dem hässlichen Elend von Lloyds Tod. Sie beginnt an einem längst vergangenen Augusttag, als die Sonne mir das wunde Gesicht versengte. Ich war neun Jahre alt, und Vater und Mutter verkauften mich an einen fremden Mann."

 «Es ist nicht möglich, dass Frauen den Männern ebenbürtig sind.» 

 «Nur Gott, der mich ernannt hat, kann mich entlassen.» 

 Robert Gabriel Mugabe 

Robert Gabriel Mugabe (* 21. Februar 1924 in Kutama; † 6. September 2019 in Singapur) war ein simbabwischer Politiker, der von 1987 bis 2017 als Präsident von Simbabwe amtierte. Mugabe war vor seiner Absetzung das weltweit älteste Staatsoberhaupt. Bereits 1980 bis 1987 bekleidete er das Amt des Ministerpräsidenten und war zugleich 1980 bis 2017 Vorsitzender der Regierungspartei ZANU-PF. Er gehörte dem Volk der Shona an.
Nach seinem Amtsantritt als Ministerpräsident 1980 wurden unter seiner Führung Erfolge unter anderem im Gesundheits- und Bildungssektor erzielt. Mugabe zählte außerdem zu den Führungspersönlichkeiten der Frontlinienstaaten. Ab den 1990er-Jahren veränderte sich jedoch die Politik seiner Regierung. Intransparenz und Korruption nahmen zu, während seine ehemals große Popularität bei der Bevölkerung und sein Ansehen im Ausland abnahmen.
Zwischen 1982 und 1987 fand das Gukurahundi statt, Morde von Robert Mugabes Fünfter Brigade in den Ndebele-Provinzen Nord- und Südmatabeleland sowie Midlands, denen mindestens 10.000 Menschen zum Opfer fielen, überwiegend Ndebele
Mugabe regierte Simbabwe ab etwa 2000 offen als Diktator. Seine Herrschaft war von Hungersnöten, Hyperinflation, Arbeitslosigkeit und schweren Menschenrechtsverletzungen geprägt; letztere führten zum Ausschluss des Landes aus dem Commonwealth. Mugabe wurde zudem die Einreise in die Europäische Union mit Ausnahme von Besuchen von Veranstaltungen der Vereinten Nationen und des Heiligen Stuhls verweigert.