Lesereihe Drei 

Afrikanische Literatur | Der Kolonialismus ist nicht vorbei

Projekt  Vier |  8. Juli 2025 / 19:00 bis 20:30 Uhr
Bürgerhaus Wersten | Das kulturelle Vieleck
Werstener Dorfstraße 90 | 40591 Düsseldorf 

Dieser Roman riecht nach Bier, Klebstoff und Schweiß

Tanz der Teufel

Fiston Mwanza Mujila

Das Mambo de la Fête, Kneipe und Nachtclub, am Stadtrand von Lubumbashi, einer Stadt im Süden von Zaire, Auf der Tanzfläche tummeln sich all jene, die dem Glück hinterherjagen: Minenarbeiter, Neureiche, Kindersoldaten, Bürgerkriegsflüchtlinge, Politiker, Geheimdienstmitarbeiter und Prostituierte. In dem Club  pulsiert das Leben, während die kongolesische Rumba aus den Lautsprechern hämmert und die Partyszene am billigen Klebstoff snifft. Es ist eine berauschte und entflammte Szenerie, in die uns der Autor Fiston Mwanza Mujila entführt.


Mambo tanzen unter Mobuto

TANZ DER TEUFEL

Original: La danse du vilain 

Shocking, virtuos, irisierend und enorm musikalisch: nach seinem gefeierten Debüt „Tram 83“ der neue Roman von Fiston Mwanza Mujila

Im Grenzgebiet zwischen Angola und dem Kongo, in den Minen von Lunda Norte und im Zentrum von Lubumbashi tanzen Frauen ohne Alter, Diamantensucher, Gauner und Agenten aus aller Welt den „Tanz der Teufel“. Neben absurden Dialogen und einer Fülle von Erzählsträngen und Abschweifungen ist es vor allem die Musik, die den Rhythmus von Fiston Mwanza Mujilas neuem Roman vorgibt. Und die Ironie des Romans lässt die Auswirkungen von Kolonialisierung, Globalisierung, Raubbau und Bürgerkrieg nur noch deutlicher erscheinen. Mit seinem gefeierten Debüt „Tram 83“ hat Fiston Mwanza Mujila eine völlig neue Art von Roman erschaffen. Sein neues Buch ist noch schillernder, noch virtuoser und dabei noch politischer.

Fiston Mwanza Mujila

 Foto © Richard Haufe-Ahmels 


Fiston Mwanza Mujila wurde 1981 in Lubumbashi / Demokratische Republik Kongo geboren. Er lebt in Graz, schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke und unterrichtet afrikanische Literatur an der Universität. Für seinen Debütroman Tram 83 (2016) erhielt er zahlreiche Preise, darunter den Internationalen Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt. Zuletzt erschien bei Zsolnay Tanz der Teufel (2022).

Preis der Literaturhäuser 2024 für Fiston Mwanza Mujila

Das Netzwerk der Literaturhäuser vergibt einmal jährlich einen Literaturpreis an deutschsprachige Autorinnen und Autoren, die sich für neuartige Konzepte der Vermittlung von Literatur stark machen. Im letzten Jahr ging der Preis an Fiston Mwanza Mujila, Autor von »Tram 83« und »Tanz der Teufel«. 

Die Abgefuckten im Mambo de la Fête  pogen
den Tanz aller, die das Geld verachten,
das Geld zur Tür hinauswerfen,
das Geld zum Fenster hinauswerfen,
ins Klo, in den Gully.
Bälger, Bälger,
sie tanzen und tanzen
den wunderbaren Tanz der Teufel.


Lektüre Notiz 

horst g. flämig | moderation

In seinen Romanen holt Fiston Mwanza Mujila afrikanisches (Großstadt-)Leben in den Text Die Texte sind durchzogen von Rhythmus und Musik, 

Fiston Mwanza Mujilas neuer Roman "Tanz der Teufel" ist eine wilde, sprachgewaltige und musikalische Erzählung über Exil, Korruption und das chaotische Leben zwischen Afrika und Europa. Der kongolesische Autor, der bereits mit seinem Debütwerk Tram 83 internationale Aufmerksamkeit erlangte, bleibt seinem einzigartigen Stil treu: Rhythmisch, poetisch und voller Energie erzählt er von der getriebenen Suche nach Glück und Heimat.

Inhalt

Im Grenzgebiet zwischen Angola und dem Kongo, in den Minen von Lunda Norte und im Zentrum von Lubumbashi tanzen Frauen ohne Alter, Diamantensucher, Gauner und Agenten aus aller Welt den „Tanz der Teufel“. In der Bar Mambo de la Fête. Sie wollen das Elend überstehen, versuchen aus dem Niedergang des korrupten Regimes des Diktators Mobutu ihre persönlichen Vorteile zu schlagen. Jedoch bersten viele Träume. Und doch hat der Roman so überhaupt nichts Schweres an sich.

Das mag an der satirischen Einfärbung liegen und an der Musik im Ohr: Immer rauscht im Hintergrund die Rumba.


Die Geschichte ist geprägt von schnellen Ortswechseln, schillernden Figuren und einer Szene, in der alles käuflich zu sein scheint. Zwischen Bars, Schattenwirtschaft und der ewigen Hoffnung auf eine bessere Zukunft entwickelt sich ein Roman, der gleichzeitig realistisch und surreal wirkt.

Sprache & Stil

Mujilas Sprache ist von Jazz und Improvisation inspiriert – ein literarischer Flow, der die Leserschaft mitreißt. Er spielt mit Wiederholungen, Fragmenten und einem rhythmischen Erzählstil, der seine Figuren fast tanzen lässt. Diese Musikalität erinnert an Autoren wie James Baldwin (Von dieser Welt) oder Alain Mabanckou (Zerbrochenes Glas), macht das Buch aber auch anspruchsvoll zu lesen.

Themen

Neben Exil und Identität behandelt Mujila auch die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Afrika und Europa. Korruption, Gewalt, Migration und das Überleben in einer kapitalistischen Welt sind zentrale Themen. Doch trotz aller Härte bleibt sein Blick humorvoll und voller Lebensenergie.

Fazit

"Tanz der Teufel" ist ein mitreißender, poetischer und gesellschaftskritischer Roman. Mujila bleibt ein Meister der literarischen Improvisation – sein Roman ist eine Herausforderung, aber auch ein Genuss für Leser*innen, die sich auf seinen einzigartigen Stil einlassen. Für alle Literturinteressierte, die Lust auf ein intensives, sprachlich brillantes Leseerlebnis haben.

Bewertung:: ★★★★★ (5/5 Sterne) 

Man sollte diesen Roman unbedingt zur Musik von Papa Wemba (Yolele) und Tabu Ley Rochereau (Hafi Deo) lesen. Zum Sound im "Mambo de la Fete",

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„Natürlich kommt meine Musik aus Afrika, wie alle gute Musik hat sie da ihren Ursprung. Aus Europa kommen der Walzer und die Polka. Der Rest kommt aus Afrika.“

Carlos Santana