Projekt Zwei | 13. Mai 2025

WIE SCHÖN WIR WAREN

Imbolo Mbue


Ein afrikanische Dorf wehrt sich

Der Roman "Wie schön wir waren" (How Beautiful We Were) von Imbolo Mbue, 2021 erschienen, ist eine eindringliche und poetische Erzählung über Umweltzerstörung, koloniale Ausbeutung und Widerstand in einem fiktiven afrikanischen Dorf. Die Geschichte handelt von der Dorfgemeinschaft Kosawa, die sich gegen die skrupellosen Praktiken eines US-amerikanischen Ölkonzerns zur Wehr setzt, der ihr Land vergiftet und ihre Lebensgrundlage zerstört. 

Literatur in Wersten | Mein Lesekreis
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Imbolo Mbue

 Foto © Kiriko Sano 


Imbolo Mbue wuchs in Limbe, einer Küstenstadt im Südwesten Kameruns, auf. Mit 17 Jahren ging sie in die Vereinigten Staaten, wo Verwandte ihre Ausbildung finanzierten. Sie besuchte die Rutgers University in New Jersey, zog nach New York und machte an der Columbia University ihren Abschluss. Anschließend arbeitete sie in der Marktforschung eines Medienunternehmens. Infolge der amerikanischen Finanzkrise verlor Mbue ihre Arbeitsstelle und war eineinhalb Jahre lang arbeitslos. Nach eigenen Angaben war sie desillusioniert über das Leben in den USA und den American Dream, der nicht für alle erreichbar sei. Zu dieser Zeit spielte sie mit dem Gedanken, nach Kamerun zurückzukehren.
Ihr Debüt, »Das geträumte Land« wurde 2017 mit dem renommierten PEN/Faulkner Award ausgezeichnet und war ein New-York-Times-Bestseller. Imbolo Mbue lebt in New York. 

Wenn der Roman beginnt, ist das Ende des namenlosen afrikanischen Dorfes, das den Schauplatz und den Gegenstand des Romans bildet, bereits gekommen. Wir sind im Jahr 1980. Seit mehreren Generationen schon leidet dieses Dorf unter einer amerikanischen Ölkompanie namens Pexton, die vor Ort nach dem schwarzen Gold sucht. Längst ist alles Ackerland und der Fluss vergiftet, sind Böden unfruchtbar geworden, Fische ausgestorben. Hunger und Arbeitslosigkeit haben sich stattdessen ausgebreitet, ganz zu schweigen von rätselhaften Krankheiten, an denen immer mehr Menschen, vor allem Kinder, sterben.

All das hat das Dorf bis dato stoisch ertragen – im Glauben an die fortgesetzten Versprechen der Firma, es werde Wohlstand und Besserung geben, man würde sich kümmern. Doch nun, an einem Oktobertag im Jahr 1980, wendet sich das Blatt: Auf Anraten ausgerechnet des Dorfnarren proben die Einheimischen den Aufstand. Es ist der Auftakt zu einem langen Kampf, der bis ins Jahr 2020 hineinreichen wird. 

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Wie schön wir waren

Die Bewohner*innen Kosawas leben in Angst, denn ein amerikanischer Ölkonzern droht das kleine afrikanische Dorf auszulöschen. Öllecks haben das Ackerland unfruchtbar gemacht; Kinder sterben, weil das Trinkwasser vergiftet ist. Den Menschen aus Kosawa werden Versprechungen über Aufräumarbeiten und finanzielle Reparationen gemacht, die nie eingehalten werden, aber die korrupte Regierung bedient nur ihre eigenen Interessen. Die Dorfbewohner*innen beschließen, sich zu wehren. Ihr Kampf soll Jahrzehnte andauern. Erzählt aus der Perspektive einer Generation von Kindern, allen voran Thula, die zu einer Revolutionärin heranwächst.

Mbues zweiter Roman ist eine meisterhafte Untersuchung dessen, was passiert, wenn die Profitgier des Westens gepaart mit dem Gespenst des Kolonialismus auf die Entschlossenheit einer Gemeinschaft trifft, an ihrem angestammten Land festzuhalten – und auf die Bereitschaft einer jungen Frau, alles für die Freiheit ihrer Mitmenschen zu opfern. 

Inhalt

Kosawa leidet unter den Folgen der Umweltverschmutzung durch eine Ölgesellschaft, die Flüsse verseucht, die Erde unfruchtbar macht und Krankheiten verbreitet. Die Regierung bleibt tatenlos, da sie mit dem Konzern unter einer Decke steckt. Nachdem offizielle Proteste ins Leere laufen, beschließen die Dorfbewohner, sich selbst zur Wehr zu setzen. Eine zentrale Figur ist Thula, ein mutiges Mädchen, das sich mit anderen Aktivisten organisiert und später zu einer führenden Stimme des Widerstands wird. Der Roman schildert über mehrere Jahrzehnte hinweg den Kampf der Gemeinschaft – mit Hoffnungen, Rückschlägen und schmerzhaften Opfern. 

Stil und Erzählweise 

Mbue erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven: Neben Thula kommen andere Dorfbewohner, Kinder und ganze Gruppen zu Wort. Diese multiperspektivische Erzählweise verleiht dem Roman Tiefe und zeigt die vielschichtigen Auswirkungen der Umweltzerstörung auf eine ganze Gesellschaft. Ihr Stil ist lyrisch und einfühlsam, aber auch schonungslos in der Darstellung von Ungerechtigkeit und Leid. 


Themen und Botschaften 

  1. Kolonialismus und Neokolonialismus – Der Roman thematisiert die fortgesetzte Ausbeutung Afrikas durch westliche Unternehmen und korrupte Regierungen.
  2. Umweltzerstörung – Mbue zeigt eindringlich die fatalen Konsequenzen von Umweltverschmutzung für indigene und ländliche Gemeinschaften.
  3. Widerstand und Revolution – Die Geschichte ist ein Plädoyer für den Mut, sich gegen übermächtige Systeme aufzulehnen, auch wenn die Erfolgsaussichten gering erscheinen.
  4. Gemeinschaft und Tradition – Die enge Verbundenheit der Dorfbewohner und ihre kulturellen Werte stehen im Kontrast zu den zerstörerischen Einflüssen von außen.

Fazit 

"Wie schön wir waren" ist ein kraftvoller, berührender Roman, der politische und ökologische Themen mit menschlichen Schicksalen verbindet. Imbolo Mbue gelingt es, eine erschütternde, aber auch hoffnungsvolle Geschichte über Gerechtigkeit und Widerstand zu erzählen. Der Roman fordert zum Nachdenken über globale Ungerechtigkeit und Umweltethik heraus und bleibt lange im Gedächtnis. Eine klare Empfehlung für Leser*innen, die tiefgründige, gesellschaftskritische Literatur schätzen.